"Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei"
"Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei"
Das Zeltlager der Berliner Falken 2006 an der masurischen Seenplatte
Nach über 13-stündiger Bahnfahrt hatten wir es endlich geschafft: Wir
waren auf unserem Zeltlagerplatz am schönen Darginsee im Nordosten von
Polen angekommen und legten uns erschöpft in unsere Schlafsäcke. 101
Falken begrüßten am darauf folgenden Morgen die Sonne und begannen
sofort, das große Essenszelt aufzubauen. Und nachdem die letzten
Aufbauarbeiten erledigt waren, eröffneten wir die masurische
Falkenrepublik 2006 unter dem Motto "Wir wollen kein Stück vom Kuchen,
wir wollen die ganze Bäckerei".
Das Programm hatte einiges zu bieten: Nach dem großen Aktionsspiel zur
Geschichte des Kapitalismus hatte auch der jüngste F-ler verstanden,
dass mit "unserem" Gesellschaftssystem etwas nicht stimmt. Die SJ-ler
hatten dann die Gelegenheit, diese Erkenntnis auf anspruchsvolle Weise
auf dem SJ-Seminar in Olsztyn zu vertiefen. Marx, Engels und die Kritik
der politischen Ökonomie sorgten für den ein oder anderen Aha-Effekt.
Aber nicht nur die klassischen Texte, auch heutige Entwicklungen und
ihre Auswirkungen sowohl in den kapitalistischen Zentren als auch in den
Ländern des Trikont (Asien, Lateinamerika, Afrika) wurden beleuchtet.
Das Team konnte auch die F-ler und RF-ler für die inhaltliche Arbeit
begeistern. Neigungsgruppen zu Themen wie Falkengeschichte, Vorurteile
gegenüber Polen, Liebe und Sexualität sowie der unvergessene
Kinderrechtstag sorgten für heiße Diskussionen und viel Vergnügen.
Aber natürlich haben wir nicht nur inhaltlich gearbeitet. Bei
Kreativneigungsgruppen wie T-Shirt-Batiken, Korbflechten und Bänke
bemalen hatten wir ebenso viel Spaß wie beim Fußball, Baden, Volleyball
oder Kanufahren. Ein besonderes Highlight war das Kulturfest, an dem die
Kulturneigungsgruppen ihre Ergebnisse vorstellten. Ein Theaterstück zum
Thema Vorurteile war der Auftakt eines Abends, an dem sich Jonglier-,
Tanz-, Gesangs- und Hörspielgruppen die Klinke in die Hand gaben. Und
danach hieß es nur noch: "Krawall und Remmidemmi". Die Camper und
Pfadfinder auf der Nachbarwiese werden sich gefreut haben…
Allerdings hatten wir keine Lust, drei Wochen lang nur auf unserem
Lagerplatz zu bleiben. Die einzelnen Gruppen verbrachten zum Teil einige
Tage im Außenlager oder erkundeten die Umgebung zu Fuß oder im Kanu.
Beim Stadtspiel in Gizycko lösten die TeilnehmerInnen auch die
schwierigsten Aufgaben, wie z.B. das Auswendiglernen eines polnischen
Zungenbrechers. Buchstäblich ins Wasser fiel leider unser Ausflug zur
Wolfsschanze, dem ehemaligen Hauptquartier Adolf Hitlers. Bei kräftigen
Schauern und schwarzen Wolken erschienen uns die Bunkeranlagen noch
ungemütlicher und unheimlicher als sie es ohnehin schon waren.
Ja und dann waren die drei Wochen plötzlich vorbei, und wir machten uns
an den beschwerlichen Abbau mit diversen Lagerkämmen und großen
Strohverbrennungaktionen. Und als wir dann im Zug Richtung Deutschland
saßen, dachte doch so manche/r: "Serwus, masurische Falkenrepublik, wir
werden Dich vermissen".