1969: "Kripo prüft Zustände im Falken-Ferienlager"

veröffentlicht am Dokumentation

Dokumentation 1969: "Kripo prüft Zustände im Falken-Ferienlager"

Ein Falken-Zeltlager in Schweden stürzt die Falken in eine schwere Krise.

Der sozialdemokratische Jugendsenator Horst Korber sperrt die
Zuwendungen für das Zeltlager. Die Springer-Presse fährt die mächtigsten
Geschütze auf: Sie berichtet von sexuellen Exzessen, Alkoholmissbrauch,
totaler Freizügigkeit und von Partisanenausbildung durch den VietCong.
Damit ist das Ansehen der Falken schwer beschädigt. Lange Zeit warnen
Stimmen vor ihren „öffentlichen Sexorgien“.

Die Falken haben „auf der Welle“ der Studentenbewegung eine neue
Zeltlagerkonzeption entwickelt: Auf der Basis freier Entscheidung soll
es im Zeltlager Wohngemeinschaften von Jungen und Mädchen geben. Von
dieser Möglichkeit machen in Schweden 40% aller über 15-jährigen
Gebrauch. Mit einer Sexualberatungsstelle soll die bis dahin
praktizierte „Tut’s doch einfach, wir sehen nichts“-Haltung überwunden
und die sexuellen Rechte Jugendlicher mit Respekt behandelt werden.

Die Sexualberater schießen über das Ziel hinaus und stellen das ganze
Zeltlager in das Licht der Sexualität. „Um sich mit
gesellschaftspolitischen und kommerziellen Aspekten der Pornographie
auseinander zu setzen“, werden zwei Pornofilme gezeigt, wie Heinz
Beinert, der damalige Landesvorsitzende berichtet. Von der Lagerleitung
wird, mit deutlicher Distanzierung vom Konsum, das Thema Rauschgift
aufgegriffen. Dennoch nehmen einige Jugendliche Drogen.

Die Falken selbst räumen Fehlentwicklungen ein. Gleichzeit machen sie
deutlich, dass ein Großteil der Lagerteilnehmer sehr zufrieden ist. Von
einem Jugendverband sei auch keine „hundertprozentig einwandfreie
pädagogische Maßnahme“ zu verlangen. Die Konzeption werde den
Jugendlichen und dem Grundsatz der Gemeinschaftserziehung von Jungen und
Mädchen gerecht.